Seit ca. 1550 bis gegen Ende des 16. Jhdts. waren Bücher zumeist mit Holzschnitten geschmückt, obgleich sich in Augsburg und Nürnberg bereits ein umfangreicher Handwerksstand der Kupferstecher herausgebildet hatte. Doch auch während des 17. Jahrhunderts waren die Möglichkeiten in Deutschland zu künstlerischer Entfaltung (durch den Dreißigjährigen Krieg) noch sehr begrenzt. Buchkünstlerische Tendenzen zeichneten sich erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts ab. Sie waren geprägt von französischen und niederländischen Einflüssen.
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Bücher meist äußerlich schlicht gehalten, innen oft umso aufwendiger gestaltet. Wunderschöne Illustrationen von namhaften Künstlern interpretierten den Text.
Mit einsetzender Massenproduktion veränderte sich dieser Sachverhalt. Einbände entwickelten sich zum repräsentativen "Prachteinband". Die Illustrationen wurden nun in der Hauptsache im lithographischen Verfahren hergestellt. Oft hatten sie mit dem Text wenig zu tun.
Betrachtet man die Holzschnitte des "Narrenschiffes" von Sebastian Brant (Basler Ausgabe von 1494), so weisen ein großer Teil der Illustrationen Merkmale auf, die für Albrecht Dürers Stil charakteristisch sind. Die anmutige Vitalität, die natürlich wirkende Perspektive und ausdrucksstarken Gesichtsausdrücke der Dargestellten sprechen für ein Frühwerk Dürers.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hielt sich der junge Künstler in den Jahren zwischen 1492 bis 1494 am Oberrhein und ebenso in Basel auf. Ein geschnittener Holzstock (öffentliche Kunstsammlung Basel), der die Figur des "Heiligen Hieronymus" in seiner Zelle zeigt, ist auf der Rückseite mit dem Namen Dürers, in seiner eigenen Handschrift,versehen. Ferner ist anzunehmen, daß Albrecht Dürer, über seinen Paten den Verleger Anton Koberger, Sebastian Brant persönlich kennenlernte. Bekannt ist, daß sich Dürer und Brant im Sommer 1520 in Antwerpen trafen.
Quellennachweis: Sebastian Brant. Das Narrenschiff. Faksimile der Erstausgabe von 1494, mit einem Anhang, enthaltend die Holzschnitte der folgenden Originalausgaben und solche der Locherschen Übersetzung und einem Nachwort von Franz Schultz. Straßburg, Verlag von Karl J. Trübner, 1913.
Agricola verfaßte 12 Bücher vom Berg- und Hüttenwesen "De re metallica libri XII" (Basel 1556) in lateinischer Sprache. Insgesamt enthält das Werk 292 Holzschnitte, die den Text insbesondere hinsichtlich bergbaulicher Gerätschaften verdeutlichen.
Die Skizzen zu den Zeichnungen erstellte Agricola selbst. Auf jeden Fall waren die Künstler Hans Rudolf Manuel Deutsch und Zacharias Speckling an der Fertigstellung der Holzschnitte beteiligt. Ob auch der Zeichner Basilius Weffringer mitarbeitete ist nicht ganz sicher.
Nach dem Studium der Philologie in Leipzig hatte Agricola in Italien Medizin studiert und kam als Arzt nach Sachsen zurück. Er ließ sich in der jungen Bergstadt Joachimsthal als Arzt und Apotheker nieder. Ausgehend von der Heilkraft anorganischer Chemie studierte er das Berg- und Hüttenwesen sowie die Bedeutung von Mineralien. Er starb ein Jahr vor der Herausgabe seines bedeutenden Bergbaubuches. Da er trotz der Reformation katholisch geblieben war, verweigerte man ihm in Chemnitz die Bestattung. Er wurde am Sitz des Bischofs von Zeitz beigesetzt.
Quellennachweis: Georg Agricola: De re metallica libri. Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen. Bilder und Initialen sind nach der lateinischen Ausgabe von 1556 hergestellt worden. Dieses Werk ist eine Reproduktion des im Jahre 1953 hergestellten Nachdrucks der Bundesdruckerei Berlin und wurde ausgeführt von Weiß&Zimmer AG, Mönchengladbach. Die Erstauflage wurde im Jahre 1928 von der früheren Reichsdruckerei gedruckt. VDI- Verlag GmbH, Düsseldorf 1978.
Das Buch des Kupferstechers und Verlegers Christoph Weigels mit dem Titel "Abbildung und Beschreibung derer sämtlichen Bergwerksbeamten und -bedienten sowie derer sämtlichen Schmelzhüttenbeamten und -bedienten" erschien 1721 in Nürnberg. Es besteht aus zwei Bänden. Berg- und Hüttenleute werden jeweils in einem gesonderten Band abgehandelt. Jeder Band enthält 25 Kupferstiche sowie erläuternden Text.
Es gibt, hinsichtlich der Koloration, unterschiedliche Ausgaben dieses Werkes. Unkolorierte und Altkolorierte Exemplare lassen sich unterscheiden. Die Altkolorierten sind in drei Arten zu unterteilen: Weiß-, Grau- und Schwarzkolorierungen. Sie werden aus dem Grunde so bezeichnet, weil sie die Puffjacken der Bergleute und Hüttenbeamten in weißer, grauer und schwarzer Kolorierung zeigen. Dem Vorwort des Werkes zufolge ist die unkolorierte, aber auch die weißkolorierte Fassung im Sinne Weigels.
Die unterschiedlichen Arten der Farbgebung sind darauf zurückzuführen, daß August der Starke 1719 für den "Berghäuserzug" im Plauenschen Grund eine neue Paradetracht anordnete. Käufer, die das "Buch vom Bergmannsstande" auf dem neuesten Stand haben wollten, ließen Umkolorierungen vornehmen.
Das "Buch vom Bergmannsstande" ist eines der letzten Werke Christoph Weigels. Da er die Kupfer signiert hat, scheint er auch selbst gestochen zu haben, obwohl die Meinungen in der Fachwelt hier auseinandergehen. Weigel arbeitete besonders brillant in der Schab- und Linienmanier. Er war der erste Kupferstecher, der für den Untergrund eine Art Maschine verwandte.
Quellennachweis: Christoph Weigel: Abbildung und Beschreibung derer sämtlichen Bergwerksbeamten und-bedienten sowie derer sämtlichen Schmelzhüttenbeamten und -bedienten. Nürnberg, 1721.
Der anerkannteste Illustrator des 18. Jahrhunderts war Daniel Chodowiecki. Er arbeitete im französischen Stil, verstand es jedoch, eine gewisse Volkstümlichkeit in der Zeichnung zu erreichen. Zwölf Szenen zu Lessings Minna von Barnhelm für den Berliner Genealogischen Kalender (1770) machten den 44jährigen zu einem derart gefragten Illustrator, daß er aus Zeitmangel seine Werke nicht mehr selbst stechen konnte. So arbeiteten die besten Berliner Kupferstecher wie Daniel Berger, Peter und Meno Haas, Fr. Bolt und auch der geschickte sächsische Geyser für ihn.
Aus Chodowieckis Tagebuch: "War ich in Gesellschaft, so setzte ich mich so, daß ich die Gesellschaft oder eine Gruppe derselben oder auch nur eine einzige Figur übersehen konnte und zeichnete sie so geschwind oder auch mit so vielem Fleiß, als es die Zeit oder die Stetigkeit der Personen erlaubte. Bat niemals um Erlaubnis, sondern suchte es so verstohlen wie möglich zu machen; denn wenn ein Frauenzimmer (und auch zuweilen Männerpersonen) weiß, daß man's zeichnen will, so will es sich angenehm stellen und verdirbt alles, die Stellung wird gezwungen".
Quellennachweis: Chodowiecki, zwischen Rokoko und Romantik. Mit 76 Abb. gewählt und eingeleitet von Professor Dr. E.W. Bredt. Hugo Schmidt Verlag München, [1921].
Das künstlerische Werk Hosemanns erstreckt sich auf unterschiedlichste thematische Bereiche. Er illustrierte Sagen und Märchen neben klassischen Stoffen und moralischen Geschichten. Bekannte Autoren des 19. Jahrhunderts, wie Theodor Gabriel Maria Dielitz (1810 - 1869 Lehrer), Karl Gustav Nieritz (1795 - 1876 Pädagoge), Gustav Holting (Pseudonym für Karl Gustav Winckelmann, 1804 - 1869, Verleger) und Anna Stein (Pseudonym für Margarethe Wulff, 1792 - 1874, Kinder- und Jugendschriftstellerin), verdanken einen Teil ihrer Popularität sicherlich den Illustrationen Theodor Hosemanns. Durch die neue Reproduktionstechnik "Lithographie" war ja auch die Massenauflage möglich geworden. Dem Publikum gefielen Hosemanns Bilder, weil sie textbezogen, sehr sorgfältig gearbeitet waren und viel Feingefühl aufwiesen.
Quellennachweis: Thieme/Becker 1924/17, 543-544
Dieses Buch (Deutsches Museum, München) stellt die Arbeitsbedingungen der Bergleute aus dem Tiroler Silberbergbau dar. Die über achtzig Miniaturen verdeutlichen anschaulich die damals üblichen Arbeitsmethoden- und Geräte. Ferner ist die Bekleidung der unterschiedlichen Stände gut erkennbar.
Eine der Miniaturen zeigt vier, für das Überleben eines Bergwerks, bedrohliche Ereignisse auf. Im oberen linken Viertel ist das Gegenüberstehen zweier Heere zu sehen (Krieg). Daneben werden Sarg tragende Bergleute dargestellt, ein Hinweis auf Krankheiten, Unfälle oder Seuchen. Das linke untere Viertel weist auf überteuerte Preise für Nahrungsmittel, Holz und ähnlich lebensnotwendige Dinge hin. Das letzte Viertel ist der Unlust gewidmet. Diese tritt immer dann auf, wenn die Herrschenden (auch in der heutigen Zeit) die Rechte bestimmter Gruppen beschneiden.
Leider sind die Illustratoren dieser, zart in Wasserfarben gemalten Miniaturen, nicht zu ermitteln
Quellennachweis: Das Buch vom Bergbau. Die Miniaturen des " Schwazer Bergbuchs" nach der Handschrift im Besitz des Deutschen Museums in München. Herausgegeben und erläutert von Ernst H. Berninger. Dortmund, 1980.
Aufschlußreich hinsichtlich des Berghabits ist das Werk des Verlegers G.E.Rost: "Trachten der Berg- und Hüttenleute im Kgr. Sachsen " (1831). 26 Kupfertafeln zeigen Berg- und Hüttenleute in ihrer Arbeitskleidung oder Paradeuniform.
Die im Bildhintergrund dargestellten Ortschaften sind reale Ortsansichten, besitzen hiermit durchaus Quellenwert. In dem 1976 von Anne Noltze- Winkelmann herausgegebenen Nachdruck des Rostschen Werkes bemerkt die Autorin, daß zwischen den beiden Zeichnern des "Freiberger Bergbuches" ein qualitativer Unterschied besteht. Es handelt sich um die Künstler "Christian Ferdinand Hartmann" (1774-1842) und den heute unbekannten "Hennersdorf". Hartmann ist bei Thieme/Becker (1923) aufgeführt und wird als Prof. der Dresdener Kunstakademie seit dem 1.10.1810 vorgestellt. Direktor dieser Akademie wurde er im Jahre 1825. Hartmann galt als einer der fruchtbarsten Vertreter des Klassizismus. Die Kupfer zum "Freiberger Bergbuch" soll ein begabter Schüler Hartmanns, nämlich "Gustav Wunderlich" (1809-1882) gestochen haben.
"Die Kluft zwischen der Kunst und der sozialen Idee war radikal: Aristokratisch, nur für Eingeweihte gedacht, plutokratisch, wollte sich die Kunst nicht dem niederen Leben zuneigen... Der Proletarier, der Leibeigene, der Mühlsteine bewegen mußte..., war nicht wichtig für die schönen, lächelnden Künstler, die Schmeichler der Grazie". Mit dieser Aussage beschrieb ein Freund Meuniers die Situation der Kunst im Jahre 1904. Meunier, der seine künstlerische Arbeit als Bildhauer begonnen hatte, verlagerte seinen Schaffensbereich in den der Malerei. Im Zuge des sich entwickelnden Realismus im 19.Jhdt. kam dieses Metier seinem Ansatz, aktuelle soziale Realität darzustellen sehr entgegen. Im Jahre 1880 lernte er das belgische Bergwerksgebiet "Schwarze Erde" kennen. Die dort empfundenen Eindrücke prägten sein Hauptwerk (Imdahl, Max. In: Katalog zur Ausstellung Constantin Meunier. Bochum [1970]).
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